Die Niederlehmer Schlachtanlage der Märkische Geflügelhof-Spezialitäten GmbH, bekannt unter dem Markennamen Wiesenhof, soll zum zweiten Mal in wenigen Jahren erweitert werden und in Zukunft bis zu 230.000 Hühner pro Tag schlachten.
2016 hatte das Unternehmen die Genehmigung dafür beantragt, die Kapazität von 120.000 auf 160.000 Tiere pro Tag zu erhöhen. Daraufhin gründete sich die Bürgerinitiative BI „KW stinkt’s“ mit dem Ziel, die Erweiterung zu verhindern. Während des Genehmigungsverfahrens kam ans Licht, dass der Schlachthof bereits Anfang 2015 die Kapazität eigenmächtig erhöht hatte – vor Erhalt der Genehmigung und sogar bevor der Genehmigungsantrag überhaupt gestellt war. Das Landwirtschaftministerium verfügte wenig später, dass die Schlachtmenge wieder heruntergefahren werden müsse; dagegen wehrte sich der Schlachthof aber juristisch. Das Verfahren wurde so erst 2018 endgültig entschieden und der Schlachthof musste erst im Juni 2018 die Schlachtmenge senken. Im November 2018 wurde dann vom Landesumweltamt die Genehmigung für die Erweiterung erteilt, so dass dann die Schlachtzahlen wieder hochgehen durften.
Unsere Bürgerinitiative hat gegen diese Genehmigung mit Unterstützung des NABU Brandenburg Widerspruch eingelegt und will auf juristischem Wege erreichen, dass die Genehmigung zurückgezogen wird – denn tatsächlich hätte die Erweiterung aus zahlreichen Gründen, u.a. im Hinblick auf den Wasserschutz, nie genehmigt werden dürfen.
Ende 2019 wurde bekannt, dass Wiesenhof eine weitere Erhöhung der Schlachtkapazitäten auf 230.000 Hühner pro Tag anstrebt. Dies hätte voraussichtlich auch den Bau neuer Mastanlagen in der Umgebung zur Folge. Wenn allerdings die erste Erweiterung schon unrechtmäßig erfolgt ist, dürfte auch diese Zweite nicht genehmigt werden. Auch deshalb ist es so wichtig, das Verfahren vor Gericht weiterzuführen.
Wo ist das Problem?
Die Schlachtfabrik hat fatale Auswirkungen auf Tiere, Umwelt, Gesundheit, Klima und auch die in der Nähe wohnenden Menschen.
Tiere: Die Hühner, die Wiesenhof im Akkord tötet, haben in ihren kurzen Leben massiv gelitten – überzüchtet und mit über 20 Artgenossen pro Quadratmeter ziehen sie sich Krankheiten und Verletzungen zu; ihre natürlichen Verhaltensweisen können sie in den Ställen mit 20.000 bis 50.000 Tieren nicht ausleben. Zum Transport werden sie in Kisten gestopft, viele brechen sich dabei Beine oder Flügel. Auch bei der Schlachtung kommt es immer wieder vor, dass Betäubungen versagen und die Hühner großes Leid erfahren.
Umwelt: Der Schlachthof verbraucht z.B. derzeit bis zu eine Million Liter Wasser pro Tag – und das im trockenenden Brandenburg, das auch dieses Jahr noch mit den Auswirkungen der Dürren der letzten Jahre zu kämpfen hat. Blutiges Abwasser lief in der Vergangenheit monatelang in einem nahgelegenen Wald aus, auch jetzt ist der Umgang mit dem Abwasser zweifelhaft und die Reinigung ist aufwändig.
Klima: Die globale Tierhaltung hat mindestens einen Anteil an knapp 15 Prozent an den Treibhausgasen, die die rasante Erderwärmung vorantreiben. Der Anbau von Futtermitteln im Globalen Süden befördert die dortige Vernichtung von Regenwald und stellt eine große Ressourcenverschwendung dar.
Gesundheit: Mastanlagen und Schlachthöfe sind Brutstätten für Krankheitserreger aller Art und stellen damit auch eines der größten Risiken für die Entstehung neuer Pandemien dar. Aktuell sind Schlachthöfe u.a. aufgrund der miesen Arbeitsbedingungen Infektionsherde für den Corona-Virus; auch in Niederlehme haben sich mehrere Arbeiter*innen infiziert.
Anwohner*innen: Die Menschen, die in der Nähe der Schlachtfabrik wohnen, leiden unter dem furchtbaren Gestank, dazu kommt für einige auch eine Lärmbelästigung.
Was kann man tun?
Zum einen braucht die Bürgerinitiative Geld für die Weiterführung der gerichtlichen Auseinandersetzung, denn der damit betraute Anwalt muss bezahlt werden. Spenden können Sie hier: www.kw-stinkts.de/spenden.
Zum Anderen ist es wichtig, immer wieder mit breitem Protest zu zeigen, dass solche Projekte heute nicht mehr mehrheitsfähig sind.
Gemeinsam sind wir stark: Melden Sie sich bei uns, schließen Sie sich bei einer unserer Demos an und bleiben Sie informiert. Bestellen Sie doch unseren Newsletter!
Die Schlachtanlage
Der Schlachthof im Stadtgebiet von Königs Wusterhausen bestand schon zu DDR-Zeiten (hier zu KIM weiterlesen) und liegt verkehrsgünstig an der Autobahn. Getrennt nur durch kleine Waldstreifen befinden sich in der direkten Nachbarschaft Wohngebiete, eine Schule sowie ein Kindergarten.
Diese Wohnbereiche sind besonders belastet durch Immissionen aus dem Schlachtbetrieb. Es riecht fürchterlich („stinkt“) und ist laut. Man sorgt sich auch um gesundheitsgefährdende Immissionen und hat schon beobachten können, dass Regenwasser vor Ort schäumen kann.